Unsere Gesellschaft neigt dazu, Stress zu glorifizieren. Ernsthaft? Ja, schau mal genau hin. Gestresst zu sein gehört schon fast zum guten Ton. Wer gestresst ist, gilt als fleißig und zielstrebig. Wer nicht gestresst ist, ist wohl faul?
Silvia Belezza von der Columbia Business School veröffentlichte 2016 eine Studie mit dem Titel „Conspicuous consumption of time: When busyness and lack of leisure time become a status symbol“ in der sie nachgewiesen hat, dass Menschen allein durch Ihre Berichte über viel Arbeit, wenig Zeit und Stress ein höheres Einkommen und ein besserer sozialer Status zugeschrieben wurden. Viel Arbeit und wenig Zeit ist ein mächtiges Statussymbol, so die Schlussfolgerung der Studienautorin.
Wer viel zu tun hat und gestresst ist, ist auch erfolgreich? Mach Dich so frei wie möglich von diesen sozialen Zuschreibungen und gehe diesem Glauben nicht auf dem Leim. Stress ist nur selten etwas Positives oder gar Erstrebenswertes. Ganz im Gegenteil, er macht uns auf Dauer krank. Und zu einem glücklicheren oder besseren Menschen macht er Dich ganz bestimmt nicht. Don’t believe the Hype!
Stress gehört zum Erfolg dazu?
Wer sich ordentlich reinhängt und richtig viel arbeitet, hat zwar Stress, wird aber irgenwann dafür erfolgreich sein? In gar nicht mal so wenigen Branchen wird das immer noch so gelebt. Aber kann das wirklich die Arbeit der Zukunft sein?
Stress auch in der Freizeit
Selbst die Freizeit artet gerne mal in Stress aus. Schließlich soll man sein Leben genießen und möglichst nichts verpassen, von all den spannenden Dinge, die da draußen in der Welt passieren. FOMO, Fear of missing out, heißt das dann so schön in der Sprache der Social Media-Jünger.
Eustress und Disstress
Stressjünger verweisen gerne auf den Unterschied zwischen Eustress und Disstress, also den positiven und den negativen Stress. Eustress empfingen wir in Phasen, in den zwar viel zu tun ist, wir unser Handeln aber als wirksam erleben und im Flow sind. Sobald Stress aber zu lange andauert, Überforderung, Gereiztheit oder andere negative Gefühle hinzukommen, befinden wir uns im Disstress. Und chronischer Stress hingegen ist immer schädlich. Lasst Euch nix erzählen.
Weniger, langsamer, genussvoller
Wir haben die Grenzen des Wachstums längst erreicht. Lasst uns das anerkennen und unser Leben bewusst daran anpassen. Das wird uns nicht nur gelassener und vielleicht auch gesünder machen, es ist auch weniger schmerzreich, wenn wir uns selbst anpassen als wenn wir irgendwann gezwungen werden.
Ein erster Ansatz könnte schon mal sein, weniger darüber zu sprechen, wieviel wir zu tun haben und damit den Stresskult nicht weiter zu füttern. Und dann schaut mal, wo Ihr Tempo rausnehmen könnt.

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